Wer die Ausbildungsordnung verstehen lernt, der besitzt einen sehr starken Hebel, um seine Azubis sicher (vor allem auch rechtssicher) und strukturiert zu begleiten. In der Realität wird in puncto Ausbildungsordnung aber, wenn wir mal ganz ehrlich sind, zumeist nur beiläufige Lektüre betrieben. Nicht selten leidet darunter die Planung und Durchführung der Ausbildung ganz massiv.
Wer sich aber die Mühe macht, die Ausbildungsordnung nicht nur zu lesen, sondern sie einmal richtig sauber durchzuarbeiten und letztlich auch zu verstehen, der erhält eine ziemlich präzise Anleitung in Sachen Zeitstruktur, Prüfungsanforderungen und Qualitätsmaßstäbe. Grund genug, uns in unserem neuen Blogbeitrag genau dieses Thema mal genauer anzuschauen.
Ausbildungsordnung verstehen: Was steht überhaupt drin?
Je nach Beruf und Jahrgang unterscheiden sich Begriffe minimal, aber die Bausteine sind fast immer gleich:
- Ausbildungsberufsbild: Welche beruflichen Handlungsfelder Dein Azubi am Ende sicher beherrschen muss
- Ausbildungsrahmenplan: Gliederung der Inhalte nach Zeit (Regelausbildungszeit) und Themen
- Berichtsheft/Dokumentation: Nachweis des Lernfortschritts
- Zwischen- und Abschlussprüfung: Prüfungsstruktur, Gewichtungen, Zulassungsvoraussetzungen
- Rechte & Pflichten: Pflichten aus dem BBiG, Jugendarbeitsschutz, Datenschutz, Arbeitssicherheit
- Optionen: Verkürzung/Verlängerung, Zusatzqualifikationen, Wahlqualifikationen

Ausbildungsordnung verstehen: Die 7 Bausteine im Überblick
Wer die Ausbildungsordnung verstehen möchte, der muss hierzu im Endeffekt sieben Bausteine durchblicken. Im Folgenden fassen wir diese einmal zusammen, ehe wir die einzelnen Schritte der Reihe nach konkreter durchgehen:
- Zielkompetenzen lesen: Welche beruflichen Handlungen stehen im Fokus?
- Zeitstruktur prüfen: Reihenfolge, Dauer, betriebliche Durchführbarkeit.
- Prüfungen entschlüsseln: Inhalte, Gewichtung, Zulassung.
- Betriebsabgleich: Welche Lernorte, Stationen, Projekte hast Du tatsächlich?
- Lernziele operationalisieren: Von „kann mitwirken” zu „kann eigenständig durchführen nach Vorgabe X”.
- Nachweise planen: Berichtsheft, Praxisbelege, Projektmappen.
- Steuerung aufsetzen: Meilensteine, Feedback-Routinen, Förderpläne.
Ausbildungsordnung verstehen – Schritt 1: Zielkompetenzen markieren
Drucke (oder öffne) die Ordnung. Markiere Verben wie analysieren, planen, umsetzen, prüfen, dokumentieren, optimieren. Diese Verben bestimmen die Tiefe der Handlung.
Praxis-Tipp: Schreibe neben jedes Verb ein Niveau (zum Beispiel nach Bloom/Krathwohl): Wissen, Anwenden, Analysieren, Bewerten, Gestalten. So erkennst Du, wie anspruchsvoll die Kompetenz ist.
Schritt 2: Zeitlogik abgleichen
Lege das Jahr/Quartal-Raster an (beispielsweise ergeben drei Jahre 36 Monate und damit zwölf Quartale).
Ordne anschließend die Themen so zu, dass sie zu Eurem Betriebsrhythmus passen (Saison, Auftragslage, Urlaubszeiten, Berufsschulblöcke).
Schritt 3 – Ausbildungsordnung verstehen: Prüfungsanforderungen rückwärts planen
Das sogenannte Backward Planning birgt viele Vorzüge: Starte hierzu bei der Abschlussprüfung, brich die Inhalte rückwärts auf Lernschritte herunter und lege Zwischenprüfungs-Meilensteine fest.
So vermeidest Du, dass entscheidende Themen zu spät kommen oder möglicherweise gar nicht behandelt werden können.
Schritt 4: Betriebsspezifische Lernorte verknüpfen
Liste alle Stationen und Abteilungen auf: Wer kann was beibringen? Wo sind reale Lernaufgaben?
Verknüpfe jeden Rahmenplan-Punkt mit einer konkreten Station, Ansprechperson, Aufgabe und einem Nachweis.
Schritt 5 – Ausbildungsordnung verstehen: Lernziele messbar formulieren
Aus „Azubi wirkt bei X mit“ wird „Azubi führt X eigenständig nach Arbeitsanweisung Y durch, hält Qualitätskriterien Z ein und dokumentiert Abweichungen.”
Baue stets Kriterien ein, mit denen Du Erfolge – und seien es auch nur kleine Etappenziele – dokumentieren kannst: Zeit, Qualität, Norm/Regel, Werkzeug, Sicherheitsaspekte.

Schritt 6: Nachweise & Feedback takten
Definiere einen Berichtsheft-Rhythmus (beispielsweise wöchentlich), kurze Lernziel-Reviews (vielleicht alle vier bis sechs Wochen), Entwicklungs-Gespräche (ggf. quartalsweise).
Hinterlege Beispielfragen: „Was lief gut? Wo brauchst Du Unterstützung? Was sieht die Ordnung als Nächstes vor?“ Wie Du die Kommunikation mit Auszubildenden verbessern kannst oder gar Zielvereinbarungen mit Azubis triffst, verraten wir Dir in den verlinkten Beiträgen.
Schritt 7 – Ausbildungsordnung verstehen: Förderlogik und Alternativwege
Last, but not least, solltest Du immer auch einen Plan B haben. Was ist, wenn eine Station ausfällt? Was, wenn ein Azubi schneller/langsamer lernt?
Halte alternative Aufgaben und optimalerweise auch E-Learning-Bausteine bereit.
Warum sich das Verstehen der Ausbildungsordnung langfristig lohnt
Wer die Ausbildungsordnung wirklich versteht, der betreibt im Grunde Qualitätsmanagement auf kleinstem Raum. Denn sie bietet mehr als nur eine gesetzliche Grundlage. Sie ist das verbindende Element zwischen betrieblicher Praxis, Berufsschule und Prüfungssystem. Wer sie sauber interpretiert, kann gezielt steuern, welche Kompetenzen wann aufgebaut werden und welche Erfahrungen Azubis dafür brauchen.
Langfristig führt das zu deutlich weniger Reibungsverlusten: Abteilungen wissen, wann sie einplanen müssen, Azubis erkennen ihre Fortschritte, und Prüfungen kommen nicht mehr „überraschend“. Gleichzeitig sinkt der Abstimmungsaufwand mit der Berufsschule, weil der Betrieb die Lernlogik der Ordnung kennt und eigene Pläne darauf abstimmt.
Noch wichtiger: Eine durchdacht angewandte Ausbildungsordnung wirkt motivierend. Azubis spüren, dass ihre Ausbildung kein Zufallsprodukt ist, sondern einem Plan folgt. Sie erleben Kompetenzaufbau als Prozess, in dem sie Schritt für Schritt wachsen dürfen – und genau das steigert sowohl ihre Zufriedenheit als auch ihre Prüfungsergebnisse.
Wer sich einmal intensiv mit der Ausbildungsordnung beschäftigt, legt damit also nicht nur die Basis für rechtssichere Abläufe, sondern auch für nachhaltige Ausbildungserfolge. Es lohnt sich, sie nicht etwa als Pflichtlektüre, sondern als Werkzeug zu begreifen. Quasi als Kompass, der zeigt, wie aus Lernzielen echte berufliche Handlungsfähigkeit entsteht.

Fazit
Im vorliegenden Beitrag haben wir uns intensiv mit der Ausbildungsordnung und ihrer großen Relevanz für den Ausbildungsbetrieb, die Azubis und auch Dich als Ausbilder auseinandergesetzt.
Du bist noch gar kein Ausbilder, möchtest es aber gerne werden? Oder Dir ist gar vom Chef nahegelegt worden, den Ausbilderschein zu machen? Dann möchten wir Dich abschließend noch auf unseren Online-Vorbereitungskurs auf den Ausbilderschein aufmerksam machen!
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