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Unmotivierte Azubis – Kann Ausbildung ohne Motivation funktionieren?

Unmotivierte Azubis stellen ein echtes Problem dar. Stell Dir vor, Du sitzt mit einem Azubi am Tisch, der seit Wochen schweigt, Aufgaben ignoriert und weder Fragen stellt noch Antworten hören will. Dein Team zuckt mit den Schultern. Dein Vorgesetzter fragt, wie lange Du das noch mitmachst. Und Du selbst? Du fragst Dich vielleicht zum ersten Mal ganz ernsthaft: Kann man jemanden ausbilden, der einfach keinen Bock hat?

Was hart klingt, ist leider Alltag in vielen Ausbildungsbetrieben. Der Umgang mit unmotivierten Auszubildenden gehört für viele Ausbilder zur Realität. Umso wichtiger ist es, sich diese unbequeme Frage wirklich zu stellen und ehrlich zu beantworten. Genau das haben wir im vorliegenden Beitrag gemacht.

Unmotivierte Azubis – Woher kommt die Demotivation?

Bevor wir über Lösungen sprechen, sollten wir im allerersten Schritt den Ursachen auf den Grund gehen. Denn Motivation entsteht ebenso wenig im luftleeren Raum wie Demotivation. Sie ist immer eine Art Ergebnis innerer und äußerer Faktoren. Und manchmal auch das Ergebnis von Fehlentscheidungen im Vorfeld.

Dabei lassen sich drei Faktoren identifizieren, die besonders häufig zu fehlender Motivation beizutragen scheinen. Diese sind:

  1. Falsche Ausbildungswahl
  2. Psychosoziale Belastungen
  3. Fehlende Vorbilder

Schauen wir uns die Punkte kurz etwas genauer an!

Unmotivierte Azubis - Die falsche Ausbildung gewählt
© .shock, Fotolia.de

Haben unmotivierte Azubis einfach nur die falsche Ausbildung gewählt?

Viele junge Menschen entscheiden sich nicht aus Überzeugung für eine Ausbildung, sondern weil sie „irgendwas machen müssen“. Vielleicht haben Eltern oder das Jobcenter Druck gemacht. Oder der Beruf klang im Beratungsgespräch ganz okay. Die Realität im Betrieb sieht dann ganz anders aus und die Lust verschwindet schneller als der erste Gehaltszettel kommt.

Liegt dieser Grund fair, ist es nur fair für beide Seiten, wenn das Ausbildungsverhältnis schnellstmöglich wieder beendet wird. Genau hierzu gibt es ja schließlich auch die Probezeit in der Ausbildung.

Welche Rolle psychosoziale Faktoren spielen können

Probleme im Elternhaus, psychische Erkrankungen, finanzielle Sorgen oder Mobbingerfahrungen wirken sich massiv auf die Leistungsfähigkeit und Motivation aus. Viele junge Menschen tragen einen Rucksack mit sich herum, den man von außen nicht sieht. Ohne einfühlsames Zuhören und professionellen Support bleibt die Motivation auf der Strecke. Entsprechend wichtig ist daher, dass ein Ausbilder empathisch ist.

Unmotivierte Azubis durch fehlende oder unmotivierte Vorbilder?

Wenn Auszubildende in ein Umfeld kommen, in dem sie sich wie eine lästige Pflicht fühlen, statt als wertvolle Nachwuchskräfte gesehen zu werden, ist es kein Wunder, wenn sie innerlich abschalten. Motivation braucht Resonanz. Und die entsteht durch echtes Interesse, Wertschätzung und Begleitung.

Unmotivierte Azubis: Über die Rolle des Ausbilders

Du bist Ausbilder, nicht Therapeut. Trotzdem wirst Du mit Problemen konfrontiert, die weit über die fachliche Qualifikation hinausgehen. Die große Frage lautet: Wie weit reicht Deine Verantwortung im Spannungsfeld zwischen fachlicher und persönlicher Begleitung?

Wichtig ist, dass Du nicht vergisst, dass Deine Rolle als Ausbilder anspruchsvoll ist. Du sollst Wissen vermitteln, Prozesse erklären, Feedback geben und gleichzeitig als Ansprechpartner für persönliche Probleme zur Verfügung stehen. Doch bei allem Engagement: Es ist nicht Deine Aufgabe, jemandem das Leben zu retten, der sich selbst keine Hilfe holen will. Du kannst unterstützen, aber nicht ersetzen.

Motivation ist schließlich keine Einbahnstraße. Viele Ausbilder investieren aber enorm viel Energie, um unmotivierte Azubis „auf Spur zu bringen“. Doch: Motivation ist eben auch eine Reaktion, eine Wechselwirkung. Du kannst Anreize setzen, Hilfen anbieten und positive Rahmenbedingungen schaffen. Aber wenn auf der anderen Seite nichts zurückkommt, ist irgendwann Schluss. Das ist keine Resignation, das ist Realismus.

Unmotivierte Azubis - Motivation braucht Resonanz
© VadimGuzhva, Fotolia.de

Unmotivierte Azubis und der praktische Umgang mit ihnen

Schwierige Azubis sind anstrengend, weil sie Dir viel abverlangen. Umso wichtiger ist, dass Du ein paar Strategien für den praktischen Umgang mit ihnen entwickelst. Und genau hierbei sollen Dir die folgenden Tipps helfen.

Das A und O ist dabei eine glasklare Kommunikation aus Deiner eigenen Perspektive und Wahrnehmung heraus. Statt Dir zu denken „Irgendwann merkt er es schon“, sprich offen und konkret aus, was Du beobachtest. Arbeite mit Ich-Botschaften und sage beispielsweise „Mir ist aufgefallen, dass Du Aufgaben oft abbrichst und bei Rückfragen nicht reagierst. Ich frage mich, woran das liegt.“ anstatt „Du wirkst irgendwie unmotiviert“. Das schafft eine Gesprächsgrundlage, ohne Vorwürfe zu machen.

Ein weiterer Ansatz besteht darin, gezielt nach Interessen, früheren Erfahrungen oder positiven Momenten zu fragen. Vielleicht liegt das Problem nicht in der Ausbildung an sich, sondern an einer falschen Abteilung oder fehlender Abwechslung. Ein Beispiel: Ein Azubi in der Logistik dreht durch beim Packen im Lager, blüht aber auf, sobald es um Datenpflege geht. Manchmal hilft es schon, Teilbereiche zu wechseln oder kleine Projekte zur Eigenverantwortung anzubieten.

Motivation entsteht aber auch oft durch Verantwortung. Wer nie etwas zu sagen hat, wird auch nichts sagen. Gib unmotivierten Azubis bewusst Aufgaben, bei denen sie selbst entscheiden dürfen. Auch wenn es nur klein anfängt. Selbst ein Mini-Projekt kann zum Türöffner werden.

So sieht das optimale Feedback für unmotivierte Azubis aus

Nicht nur bei unmotivierten Azubis, sondern auch insgesamt bei allen Azubis sind regelmäßige Feedback essenziell für den Erfolg der Ausbildung. Wie Du einem Azubi richtig Feedback gibst, haben wir Dir im verlinkten Beitrag sehr ausführlich erklärt. Beispielsweise ist es wichtig, nicht nur negatives Feedback zu geben, sondern auch Positives anzusprechen. Und seien es noch so keine Fortschritte. Wer nur hört, was nicht klappt, wird unabhängig von seinem Motivationslevel über kurz oder lang dichtmachen.

Formuliere unmotivierten Azubis gegenüber Dein Feedback daher nach dem 3W-Prinzip (Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch):

Wahrnehmung: Was hast Du konkret beobachtet?

Wirkung: Was macht das mit Dir, dem Team, der Arbeit?

Wunsch: Was wünschst Du Dir fürs nächste Mal?

Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass Du die Aufgabe erst nach zwei Erinnerungen begonnen hast. Dadurch haben sich andere verzögert. Ich wünsche mir, dass Du Aufgaben beim nächsten Mal direkt startest.“

Unmotivierte Azubis - Rolle des Ausbilders
© contrastwerkstatt, Fotolia.de

Was, wenn alle Strategien ins Leere laufen?

Du hast viel Energie in Deinen unmotivierten Azubi gesteckt, viele der Strategien ausprobiert, aber nichts hilft? Dann ist jetzt der Punkt gekommen, an dem Du klare Linien ziehen und Grenzen benennen solltest.

Jetzt kommt der Zeitpunkt, ein ernsthaftes Kritikgespräch zu führen. Optimalerweise mit dem Personaler oder Geschäftsführer zusammen. Auch eine angefügte schriftliche Abmahnung ist nicht etwa überzogen, sondern in diesem Moment eine gerechtfertigte Maßnahme in einem professionellen Ausbildungsverhältnis. Wer sich verweigert, der muss Konsequenzen erleben. Auch im Sinne der anderen Auszubildenden und Deines Teams.

Sind unmotivierte Azubis auf das System zurückzuführen?

Abschließend wollen wir uns noch kurz an die Systemfrage heranwagen. Schon die Generation Z hat die Ausbildungslandschaft nachhaltig verändert. Wie alle Generationen vor ihr es schon taten und auch alle nachfolgenden Generationen tun werden. Und dass hierbei etwas in Schieflage geraten ist, ist durchaus systemisch zu betrachten. Denn:

  • Schulen bereiten selten realistisch auf die Arbeitswelt vor
  • Berufsberatung basiert oft auf Klischees und Schnellverfahren
  • Betriebe erwarten Motivation, geben aber wenig Identifikation

Die Folge: Junge Menschen landen an Orten, die nicht zu ihnen passen. Und Ausbilder versuchen dann, mit viel Mühe aus einem Fragezeichen ein Ausrufezeichen zu machen.

Es gibt aber nun einmal Situationen, in denen alle Maßnahmen versagen. Wenn sich jemand dauerhaft verweigert, nicht erscheinen will oder selbst Gespräche ablehnt, musst Du Dich fragen: Wie viel Energie bist Du bereit zu investieren und zu welchem Preis?

Eine Ausbildung ist ein Geben und Nehmen. Wenn das Geben einseitig wird, darfst Du – nein, musst Du – Grenzen setzen. Das ist kein Scheitern, sondern Ausdruck von Klarheit und Verantwortung.

Fazit: Ausbildung braucht Haltung – und Werkzeuge

Im vorliegenden Beitrag haben wir Dir gezeigt, dass unmotivierte Azubis kein neues Phänomen sind, aber ein besonders herausforderndes. Der Umgang mit ihnen erfordert Geduld, Klarheit, Struktur und manchmal den Mut, loszulassen.

Als Ausbilder bist Du zwar natürlich nicht allein verantwortlich für die Motivation Deiner Azubis, aber Du hast großen Einfluss auf das Klima, die Kommunikation und die Rahmenbedingungen. Nutze diesen Einfluss daher bewusst und professionell!

Du bist noch kein Ausbilder, willst es aber werden und solche Situationen souverän meistern? Dann starte mit dem richtigen Fundament: Unser Online-Videokurs zur Ausbildereignungsprüfung bereitet Dich praxisnah, kompakt und verständlich auf Deine Rolle als Ausbilder vor. Inklusive hilfreicher Tools, Gesprächsstrategien und rechtlichem Know-how.

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