Dass bestimmte Werte für Ausbilder grundsätzlich wichtig sind, darin dürfte fast jeder übereinstimmen. Problematisch ist allerdings, dass Werte auf unterschiedliche Art und Weise ausgelebt werden können. Während der eine Ausbilder beispielsweise unter Gerechtigkeit eine bedingungslose Gerechtigkeit versteht, bei der wirklich alles gegeneinander aufgewogen wird, ohne dabei ab- und zuzugeben, hat der andere Ausbilder hierzu vielleicht eine völlig andere Auslegung.
Nicht nur Werte für Ausbilder, sondern auch Werte im Allgemeinen haben schließlich zumeist das Problem, dass sie sehr abstrakt sind. Das liegt auch in der Natur unserer menschlichen Sprache. Natürlich wissen wir, von was die Rede ist, wenn jemand sagt, dass ihm Werte wie Achtsamkeit, Mäßigung oder auch Rationalismus wichtig sind. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir maximal eine grobe Idee davon haben können, was dieser Wert auch wirklich für den anderen bedeutet.
Oft ist die Debatte über Werte also eigentlich keine Debatte über den Wert an sich. Stattdessen geht es darum, wie unterschiedlich Person A und Person B einen Wert auslegen. Und genau zu einer solchen Debatte möchten wir Dich in unserem heutigen Blogbeitrag über die fünf wichtigsten Werte für Ausbilder einladen. Hierzu nennen wir Dir die Werte, erklären Dir, was sie für uns bedeuten, und zeigen Dir über unsere Auslegung auf. Dabei gehen wir auch darauf ein, wieso wir es für wichtig erachten, dass Ausbilder nach diesen Werten handeln. Im zweiten Schritt bist dann Du an der Reihe, Dir zu überlegen, was diese Werte für Dich bedeuten. Und natürlich, ob, bzw. wie Du sie in Deinem Alltag als Ausbilder ausleben möchtest oder nicht.
Diese 5 Werte für Ausbilder sollte jeder Ausbilder kennen
Grundsätzlich gibt es von A wie Achtsamkeit bis Z wie Zivilcourage mehrere Dutzend nützlicher Werte für Ausbilder. Folgerichtig erheben wir in diesem Blogbeitrag natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Dass wir uns auf fünf zentrale Grundwerte beschränken, soll somit auch keineswegs bedeuten, dass nicht genannte Werte etwa unwichtig für den Alltag als Ausbilder wären.
Dennoch haben wir uns dafür entschieden, die folgenden fünf Werte für Ausbilder als besonders essenziell herauszustellen. Sie lauten:
- Verantwortung
- Respekt
- Toleranz
- Empathie und Gerechtigkeit
- Selbstreflexion
Im Folgenden wollen wir uns die einzelnen Werte genauer ansehen. Hierzu gehen wir darauf ein, was diese Werte für uns bedeuten und wieso sie in der Ausbildungssituation eine so elementare Rolle einnehmen.
1. Verantwortung: Mit gutem Beispiel vorangehen
Dass Ausbilder eine gewisse Verantwortung für ihre Azubis haben, ist klar. Das ist mit dem Wert der Verantwortung aber nicht gemeint. Vielmehr geht es darum, wofür ein Ausbilder Verantwortung hat. Und das sind in allererster Linie die eigenen Handlungen und deren Konsequenzen. Bzw. geht es hierbei auch um etwaige Nicht-Handlungen.
Dass ein Ausbilder als Mentor und bisweilen auch als klares Vorbild auftritt, haben wir im verlinkten Beitrag schon besprochen. Umso wichtiger ist es, dass er oder sie die volle Verantwortung für die eigenen Aktionen übernimmt. Aus Experimenten wie dem „Milgram-Experiment“ ist schließlich bekannt, dass das Vorhandensein von Verhaltensvorbildern maßgeblich entscheidend dafür ist, dass junge Menschen durch die Verhaltensweisen ihrer Vorbilder lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Eine verantwortungsvolle Führung beinhaltet außerdem, dass die Azubis entsprechend wertgeschätzt werden. Meist schwingt auch eine gesunde Fehlerkultur mit. Damit ist gemeint, dass Probleme offen angesprochen werden könnten, was vor allem dann geht, wenn ein Ausbilder Lösungsorientierung statt Problemorientierung vorlebt.
2. Einer der wichtigsten Werte für Ausbilder lautet Respekt
Praktisch alle Menschen wünschen sich Rücksichtnahme, Verständnis und Respekt. Entsprechend wichtig ist es, dass ein Ausbilder genau diesen Wert auch vorleben kann. Kritisch für die Ausbildungssituation ist, dass Azubis Respekt am Arbeitsplatz auch in Dimensionen wie allgemeiner Organisation, fairer Bezahlung, fairen Arbeitszeiten und -bedingungen sowie etwaigen Belohnungen für gutes Verhalten sehen. Vieles hiervon kann ein Ausbilder natürlich nicht oder nur sehr limitiert leisten.
Viel wichtiger ist es, dass ein Ausbilder seinen Respekt durch einen respektvollen Umgang zum Ausdruck bringt. Damit ist nicht nur eine angemessene Kommunikation gemeint, sondern auch der Aspekt, dass ein Azubi nicht etwa so behandelt wird, als läge sein Wert nur im Interesse oder Nutzen für den Ausbildungsbetrieb. Stattdessen geht es darum, den Azubi möglichst aus seinem eigenen Standpunkt heraus zu betrachten und ihm freundlich entgegen zu treten.
Zum Wert Respekt gehört aber, wie bereits Immanuel Kant herausstellte, der entsprechende Selbstrespekt. Nur wer sich selbst respektiert, kann schließlich auch seine Verantwortung, um die es beim ersten Wert ging, entsprechend ernst nehmen.
3. Toleranz gegenüber anderen Wertevorstellungen
Vielleicht denkst Du, dass wir die Werte Toleranz und Respekt hätten zusammenfassen können. Tatsächlich unterscheiden sich diese Werte aber sehr deutlich. Während es beim Respekt schließlich um den freundlichen und zugewandten Umgang geht, ist bei der Toleranz eine andere Dimension enthalten, die mit der Wortherkunft klar wird. Toleranz kommt nämlich vom lateinischen Verb „tolerare“, was übersetzt in etwa „ertragen“, „aushalten“ oder „erdulden“ bedeutet.
In anderen Worten: Manchmal muss ein Ausbilder auch einfach ein dickes Fell haben und etwas aushalten können, ohne gleich eine andere Meinung oder gar einen völlig anderen Lebensentwurf als falsch oder nicht angemessen zu brandmarken. Das ist insbesondere dann schwer, wenn noch ein Generationenkonflikt hinzukommt.
Umso wichtiger ist es, dass sich Ausbilder in Toleranz üben und die Fähigkeiten entwickeln, unterschiedliche Hintergründe, Meinungen und Ideen zu akzeptieren. Das wiederum schafft eine produktive Lernumgebung und fördert auch die Kreativität der Azubis.
4. Empathie und Gerechtigkeit als wichtige Werte für Ausbilder
In diesem Punkt wiederum fassen wir dann doch zwei eigentlich eigenständige und durchaus verschiedene Werte in einem Wert zusammen. Dabei geht es uns gar nicht darum, mit Allgemeinplätzen zu arbeiten und auszudrücken, dass Ausbilder ein gewisses Einfühlungsvermögen mitbringen sollten und ihre Azubis gerecht behandeln sollten. Das versteht sich (hoffentlich) auch ohne die Nennung bestimmter Werte für Ausbilder von selbst.
Stattdessen geht es darum, situative und individuelle Einflussfaktoren abzuwägen. Schließlich können Azubis bestimmte Situationen, bei denen Du als Ausbilder vielleicht denkst, völlig gerecht zum Wohle jedes Einzelnen entschieden zu haben, trotzdem als ungerecht empfinden. Und genau deshalb haben wir die Ebene der Empathie hinzugefügt. Emotionale und kognitive Empathie sind schließlich wichtige Fähigkeiten, die dem Ausbilder nicht nur das Mitfühlen ermöglichen, sondern auch eine Perspektivenübernahme.
Ein Aspekt, der allerdings nie vergessen werden darf, ist der Selbstschutz. Zu viel Gerechtigkeitssinn und übermäßige Empathie können schließlich auch dazu führen, dass der Ausbilder überinvolviert ist. Dementsprechend geht es beim Handeln nach diesen Werten auch darum, den richtigen Abstand und das rechte Maß zu finden.
5. Selbstreflexion als Schlüssel zur Weiterentwicklung
Last, but not least, ist Selbstreflexion ein entscheidender Wert, der es einem Ausbilder überhaupt erst ermöglicht voranzukommen. Nur wer immer wieder inne halten, sich selbst aus einer möglichst neutralen Position heraus betrachten kann und daraus entsprechende weitere Verhaltensweisen ableiten kann, der entwickelt sich nicht nur als Ausbilder, sondern in allererster Linie als Mensch weiter.
Warum Persönlichkeitsentwicklung so wichtig ist und welche Ebenen der Persönlichkeitsentwicklung es überhaupt gibt, haben wir in den verlinkten Blogbeiträgen schon näher besprochen. Zur Frage, wie tägliche Selbstreflexion gelingen kann, sei darüber hinaus noch erwähnt, dass hier und da auch der Blick der Anderen nicht schadet. Feedbacks, die uns ein gewisses Fremdbild über uns selbst aufzeigen, das wir mit unserem Selbstbild vergleichen, können völlig neue Perspektiven erschließen.
Möglicherweise hilft es Dir auch, Deine Azubis nach jedem Ausbildungsjahr einen Fragebogen anonym ausfüllen zu lassen, in denen Du abgleichen kannst, wie Deine Motivation, Führung oder auch Kommunikation bewertet werden. Dabei geht es übrigens nicht darum, alle Kritik blind anzunehmen. Vielmehr gehört zur Selbstreflexion auch die Entwicklung eines richtigen Umgangs mit allem Feedback.
Wie Du Dir diese Werte für Ausbilder aneignen kannst
Letztlich stellt sich die große Frage, ob Du Dir einen dieser hier vorgestellten, hohen Werte wirklich vollumfänglich aneignen kannst. Vielleicht wirst Du immer verantwortungsvoller, respektvoller, empathischer, gerechter und toleranter. Aber spätestens bei einer steten Selbstreflexion sollte herauskommen, dass Perfektion eine Illusion ist und es immer noch etwas mehr Luft nach oben gibt. Viel wichtiger als die Erreichung eines Endpunkts oder Ziels ist ohnehin, dass Du bereit dazu bist, Dich auf den Weg zu machen und nach diesen Werten strebst.
Hierbei möchten wir Dir gerne helfen, indem wir Dir regelmäßig wichtige Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung mit auf den Weg geben. Hierzu möchten wir Dich dazu einladen, regelmäßig auf Ausbilderschein24 reinzuschauen!
Auf unserer Website findest Du nicht nur unseren Video-Vorbereitungskurs auf den Ausbilderschein, der Dich mit Geschichten zum Ausbilderschein begleitet, sondern auch regelmäßige Hilfestellungen zur Arbeit an Dir selbst. Sei es in Form von inspirierenden Blogbeiträgen oder exklusiven Webinaren, die wir regelmäßig anbieten. Wir freuen uns auf Dich!
