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Schwierige Azubis: Warum gerade die schwierigsten Azubis häufig die besten sind

Schwierige Azubis gibt es in praktisch jedem Unternehmen. Das, was sie in Augen der Ausbilder so schwierig macht, hat dabei die unterschiedlichsten Gesichter. Seien es Azubis, die das Smartphone am Arbeitsplatz einfach nicht weglegen können, oder auch Azubis, die offen am Ausbilder zweifeln, aufbegehren und alles und jeden hinterfragen. Beiden Themen haben wir übrigens auch schon eigenständige Blogbeiträge mit möglichen Gegenmaßnahmen gewidmet.

Heute hingegen wollen wir uns einem viel tiefgründigeren Phänomen widmen. Nämlich der Beobachtung, die insbesondere erfahrene Ausbilder teilen: Dass schwierige Azubis rein von der objektiven Bewertung ihrer Leistung nicht selten die besten Auszubildenden im Betrieb sind. Genau das macht den Umgang mit ihnen ja oft so kompliziert, um nicht zu sagen vertrackt.

Aber der Reihe nach. Ehe wir im vorliegenden Blogbeitrag diese These überprüfen möchten und darauf eingehen, wie Ausbilder ihren „Sorgenkindern“ am besten begegnen können, wollen wir zunächst einmal klären, was genau den alles als schwierig bewertet werden kann.

Was bedeutet „schwierige Azubis“ eigentlich?

Schwierige Azubis. Schon diese Wortkombination lässt viele Menschen vermutlich innerlich seufzen. Du kennst das vielleicht: Unpünktlichkeit, mangelnde Motivation, Diskussionen über Anweisungen, ständige Ablenkung durch das Handy oder respektloses Verhalten gegenüber Vorgesetzten. Für viele Ausbilder ist das der Punkt, an dem die Geduld auf die Probe gestellt wird.

Aber bevor Du vorschnell urteilst: Was bedeutet eigentlich „schwierig“? Ist ein Azubi, der Anweisungen hinterfragt, wirklich schwierig? Oder einfach nur kritisch denkend? Ist jemand, der nicht sofort ins Team passt, wirklich ein Problem? Oder vielleicht einfach nur introvertiert oder unsicher? Schwieriges Verhalten ist oft nur ein Ausdruck von etwas Tieferem: Unsicherheit, Reifeprozess, oder schlicht dem Mut, anders zu sein.

Schwierige Azubis - Unbequeme Fragen eröffnen neue Perspektiven
© contrastwerkstatt, Fotolia.de

Schwierige Azubis: Verhalten vs. Charakter

Wenn Du mit schwierigen Azubis arbeitest, solltest Du versuchen, zwischen Verhalten und Charakter zu unterscheiden. Verhalten ist veränderbar. Charakter ist tiefer verankert, aber selbst hier gibt es Entwicklungsspielraum.

Ein Azubi, der zu Beginn schnell aufbrausend ist, muss nicht dauerhaft so bleiben. Vielleicht kennt er einfach keinen anderen Umgang mit Kritik. Oder er hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Autoritäten gemacht. Schwierige Azubis tragen oft Geschichten mit sich herum, die ihr Verhalten erklären. Wer sich die Mühe macht, hinzuschauen, kann viel lernen. Über den Azubi und auch über sich selbst.

Was macht schwieriges Verhalten eigentlich schwierig?

Im Ausbildungsalltag ist es wichtig, Abläufe einzuhalten und die betrieblichen Regeln zu wahren. Wenn Azubis diese Regeln missachten oder infrage stellen, stört das den Fluss. Das ist nachvollziehbar.

Aber schwieriges Verhalten wird oft nur deshalb als schwierig wahrgenommen, weil es nicht ins Raster passt. Die meisten Ausbildungsbetriebe sind auf reibungslose Integration ausgerichtet. Wer da ausschert, fällt auf. Und zwar negativ. Dabei könnten gerade diese Azubis neue Perspektiven ins Unternehmen bringen. Doch dazu später mehr.

Schwierige Azubis haben oft starke Eigenschaften – sie sind nur noch nicht richtig kanalisiert

Ein Azubi, der ständig diskutiert, ist vielleicht besonders klug oder leidenschaftlich. Jemand, der sich gegen Autoritäten auflehnt, zeigt möglicherweise ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Und wer ständig aneckt, hat vielleicht einfach nur einen sehr klaren inneren Kompass, was als fair oder sinnvoll empfunden wird.

Schwierige Azubis haben oft Eigenschaften, die in einem anderen Kontext Stärken wären: Kritikfähigkeit, Eigeninitiative, Unangepasstheit, Beharrlichkeit. All das kann ein Unternehmen enorm bereichern. Vorausgesetzt natürlich, dass Du als Ausbilder oder Ausbilderin bereit bist, diese Rohdiamanten mit Geduld zu schleifen. Und das solltest Du prinzipiell sein, denn gerade auch die charakterliche Förderung von Azubis gehört eben auch zu den Aufgaben eines Ausbilders.

Schwierige Azubis - Ausbilder brauchen besonders viel Geduld
© gstockstudio, Fotolia.de

Warum gerade schwierige Azubis langfristig überzeugen

Einfache Azubis fügen sich oft schnell ins System ein. Sie machen, was man ihnen sagt, stellen wenig in Frage und sind somit gemeinhin pflegeleicht. Das ist bequem, keine Frage. Aber wer immer nur Ja sagt, bringt selten neue Ideen. Wer nie aneckt, bringt selten echte Veränderung.

Schwierige Azubis hingegen haben oft das Potenzial, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Nicht aus Trotz, sondern weil sie Zusammenhänge verstehen wollen. Sie brauchen vielleicht länger, um sich einzufinden. Aber wenn sie sich einmal verbunden fühlen, sind sie oft besonders loyal, kreativ und engagiert. Sie wollen nicht nur mitlaufen, sondern mitgestalten.

Schwierige Azubis fordern Dich – und das ist gut so

Ja, die Arbeit mit schwierigen Azubis ist anstrengender. Du musst mehr erklären, mehr Gespräche führen, mehr Geduld aufbringen. Aber gerade dadurch wirst auch Du besser in Deiner Rolle als Ausbilder oder Führungskraft.

Du lernst, individueller zu fördern. Du entwickelst ein besseres Gespür für unterschiedliche Lerntypen und Lebensrealitäten. Und Du lernst, eigene Vorurteile und Automatismen zu hinterfragen. Schwierige Azubis bringen Dich dazu, Deinen Führungsstil in der Ausbildung zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

Aus schwierigen Azubis werden oft starke Mitarbeitende

Viele Unternehmer berichten über ehemalige Azubis, die während der Ausbildung als schwierig galten und heute tragende Säulen des Unternehmens sind. Warum? Weil sie gelernt haben, ihre Eigenarten produktiv einzusetzen. Weil sie Widerstände überwinden mussten und dadurch gewachsen sind. Und weil sie sich, wenn sie sich einmal angenommen fühlen, besonders mit dem Unternehmen identifizieren.

Schwierige Azubis haben häufig eine hohe Frustrationstoleranz. Alleine schon deshalb, weil sie früher oft nicht verstanden wurden. Sie wissen, wie es ist, gegen Widerstände anzukommen. Und sie sind deshalb oft besonders ausdauernd, wenn es um Problemlösung oder Krisenbewältigung geht. Wer das Ausbilden für den Eigenbedarf also ernst nimmt, sollte potenziell schwierige Azubis eigentlich umso mehr schätzen.

Schwierige Azubis - Denken häufig abstrakt
© Brian Jackson, Fotolia.de

Was schwierige Azubis bisweilen unersetzlich macht

In einer Wirtschaft, die sich ständig wandelt, sind kreative Charakterköpfe ebenso Gold wert wie loyale Mitarbeiter. Schwierige Azubis vereinen nicht selten beide Welten in sich. Wenn Du bereit bist, in ihre Entwicklung zu investieren.

Schwierige Azubis bringen andere Perspektiven ins Team. Sie stellen unbequeme Fragen. Sie halten Dir manchmal den Spiegel vor. All das kann fordernd, unbequem und bisweilen auch frustrierend sein. Aber es bringt Dich und Dein Unternehmen weiter.

Denn wenn die einfachsten Azubis die besten wären, wäre Ausbildung letztlich ja auch zu einfach. Dann gäbe es keine Entwicklung, kein Wachstum, keine echten Aha-Momente. Es sind die Reibungspunkte, an denen Funken entstehen. Oder um mit einem anderen Bild zu arbeiten: Feuer und Wasser sind zwar ein Gegensatzpaar. Jeder weiß jedoch, dass man kocht, indem man das Wasser in einen Topf füllt und ihn aufs Feuer stellt. Auf diese Weise wird aus unerbittlichen Gegensätzen ein Team, das sich besser kaum ergänzen könnte.

Fazit: Schwierige Azubis sind kein Problem, sondern eine Chance

Wenn Du als Ausbilder oder Unternehmer bereit bist, Dich auf schwierige Azubis einzulassen, kannst Du daraus einen echten Wettbewerbsvorteil machen. Klar, nicht jeder schwierige Azubi wird ein Top-Mitarbeiter. Aber das Potenzial ist da. Oft ist es sogar größer als bei den vermeintlich pflegeleichten Kandidaten.

Schwierige Azubis fordern Dich. Sie bringen Dich dazu, genauer hinzuschauen, besser zu führen und langfristiger zu denken. Wer diesen Weg mitgeht, gewinnt nicht nur gute Fachkräfte, sondern starke Persönlichkeiten, die bleiben wollen.

Kurzum: Schwierige Azubis sind oft genau die, die Du brauchst. Auch wenn Du das vielleicht erst am Ende der Ausbildung wirklich erkennst. Du willst wissen, wie Du noch besser auf Deine Azubis eingehst, bzw. wie Du zu einer noch besseren Version Deiner selbst wirst? Dann laden wir Dich abschließend noch dazu einladen, ab sofort regelmäßig auf unserer Website Ausbilderschein24 reinzuschauen!

Hier liefern wir Dir regelmäßige Blogbeiträge rund um die tägliche Arbeit mit Deinen Azubis, informieren aber auch über unsere beliebten und exklusiven Live-Webinare, in denen wir Dir stetige Tipps für Dein individuelles Vorankommen als Ausbilder liefern. Wir freuen uns auf Deinen Besuch!

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