Die charakterliche Förderung von Azubis ist im Rahmen einer betrieblichen Ausbildung erstrebenswert. Schließlich ist der Weg vom ungelernten jungen Menschen über den Auszubildenden bis hin zum vollwertigen Mitarbeiter immer auch ein Reifeprozess.
Die große Frage, die sich dabei aber stellt, lautet, ob der Ausbilder wirklich die charakterliche Förderung von Azubis betreuen kann. Schließlich haben sich wesentliche Charakterzüge im Azubi bereits über Erziehung und soziale Prägung gebildet. Selten kommen Azubis als gänzlich unfertige Persönlichkeiten im Unternehmen an. Somit fällt das, was ein Ausbilder leisten müsste, fast schon in den Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Aber muss der Ausbilder nicht manchmal eben auch genau ein solcher Persönlichkeitscoach sein?
Genau diesen Fragen wollen wir in unserem heutigen Blogbeitrag auf den Grund gehen. Dabei befassen wir uns auch damit, was ein Ausbilder – unabhängig davon, ob es nun seine Aufgabe ist oder nicht – zum charakterlichen Reifeprozess der Azubis beitragen kann. Wir blicken außerdem darauf, warum dieser Reifeprozess mindestens genauso wichtig ist wie der Erwerb der fachlichen Kompetenzen. Abschließend zeigen wir Dir außerdem, wo es praktische Hilfe gibt. Aber der Reihe nach.
Charakterliche Förderung von Azubis – was ist das eigentlich?
Die charakterliche Förderung ist die Förderung der Persönlichkeit des Azubis. Durch die charakterliche Förderung soll der Azubi lernen, seine Fähigkeiten und sein Wissen einzusetzen, um die an ihn gestellten Aufgaben zu bewältigen.
Die Förderung der Persönlichkeit umfasst jedoch auch die Förderung der sozialen Kompetenzen. Dazu gehören unter anderem auch die verschiedenen Säulen der Persönlichkeitsentwicklung, die wir in unserem Blogbeitrag zur Frage Was ist Persönlichkeitsentwicklung? Bereits intensiv besprochen haben.
Unter anderem gehören dazu:
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- Kommunikationsfähigkeit
- Konfliktlösungsfähigkeit
- Teamfähigkeit
- Disziplin
- Einfühlungsvermögen
- etc.
Warum charakterliche Förderung von Azubis so wichtig ist
Letztlich beantwortet sich diese Frage schon alleine durch den Blick auf die eben dargelegte Liste an charakterlichen Fähigkeiten. Ist hiervon schließlich nichts vorhanden, helfen auch die besten fachlichen Kompetenzen nicht viel. Wer nicht richtig mit seinen Kollegen kommunizieren kann, kein Einfühlungsvermögen und keine Disziplin besitzt, und darüber hinaus auch wenig teamfähig ist, der steht dem Vorankommen des Betriebs schließlich mehr im Weg, als dass er ihm dienlich ist.
Nicht zuletzt auch deshalb legen viele Unternehmen heutzutage mehr Wert auf die Persönlichkeit eines Bewerbers und versuchen zwischen all den Zertifikaten, Diplomen und Auszeichnungen, die den Lebenslauf schmücken, herauszufinden, wie der Azubi wirklich tickt. Manche Betriebe veranstalten deshalb sogar eigene Assessment Center für Azubis, um den Nachwuchs frühzeitig kennenzulernen und einschätzen zu können.
Dabei muss ein perfekter Azubi keineswegs all die Fähigkeiten schon mitbringen. Vielmehr ist es Ziel der Ausbildung, einen jungen Menschen mit guten Anlagen entsprechend zu formen und auf das, was da ist, aufzubauen. Genau das ist schließlich die charakterliche Förderung von Azubis.
Ist es Aufgabe eines Ausbilders, die charakterliche Förderung von Azubis zu betreuen?
Hierzu genügt im Endeffekt ein Blick ins BBiG (Berufsbildungsgesetz). Sich an diese Regeln zu halten, gehört schließlich zu den grundlegenden Pflichten als Ausbildungsbetrieb. Nicht umsonst kann ein Azubi einen etwaigen BBiG Verstoß zur Anzeige bringen, was wiederum nachhaltige Konsequenzen für das Unternehmen nach sich ziehen kann.
Liest man sich das BBiG nun ausführlich durch, was Du übrigens über den Link auch selbst machen kannst, stößt man dabei in §14 auf einen hochinteressanten Punkt. Hier heißt es nämlich bei den Pflichten der Ausbildenden in (1) Punkt 5.: „Ausbildende haben dafür zu sorgen, dass Auszubildende charakterlich gefördert sowie sittlich und körperlich nicht gefährdet werden.“
Der erste Teil des Satzes beantwortet die Frage also glasklar: Ja, es ist eine zentrale Aufgabe des mit der Ausbildung der Azubis betrauten Person – üblicherweise der Ausbilder –, die charakterliche Förderung von Azubis zu betreuen.
Wie kann ein Ausbilder diese Aufgabe umsetzen?
Letztlich muss ein jeder Ausbilder hier wohl seinen eigenen Weg finden. Schließlich gibt es bei dieser Frage keinen einzigen richtigen Weg, sondern nur etliche falsche Herangehensweisen. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, mit denen Ausbilder die charakterliche Entwicklung ihrer Azubis fördern können.
Beispielsweise helfen individuelle Gespräche dabei, die Stärken und Schwächen der Azubis herauszuarbeiten. Außerdem spricht nichts dagegen, dass auch Azubis Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen, wenn es in gewissen Bereichen klare Defizite gibt. Gleiches gilt auch für den Ausbilder, der wiederum selbst Fortbildungen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung besuchen könnte, von denen nicht nur er selbst als Person profitiert, sondern in zweiter Instanz auch die Azubis. Schließlich sollte ein Ausbilder seinen Azubis helfen, ihre Stärken zu erkennen und die Azubis motivieren, ihre Ziele zu erreichen.
Ein zentraler Aspekt hierbei ist die Kommunikation. Ein Ausbilder sollte mit seinen Azubis offen und ehrlich kommunizieren. Er sollte ihnen klar machen, was er von ihnen erwartet und sie über ihre Fortschritte auf dem Laufenden halten. Wie Kommunikation in der Ausbildung am besten gelingt, ist übrigens Thema des verlinkten Blogbeitrags.
An wen können sich Ausbilder für mögliche Hilfestellungen wenden?
Nicht jeder Ausbilder hat selbst die ausgeprägteste Empathie, die offenste Art und zudem die Fähigkeit, in jeder Situation die richtigen Wörter zu finden. Folgerichtig sind Schwierigkeiten oder sogar Probleme in der Ausbildung nicht immer zu vermeiden. Grundsätzlich ist das auch nicht weiter tragisch. Vorausgesetzt natürlich, dass beide Seiten an Lösungen interessiert sind. Und hierzu kann es gehören, sich Hilfe von Außen zu holen.
Potenzielle Ansprechpartner, die entweder direkt helfen und unterstützen können, die alternativ aber auch mit ihrer Erfahrung genau wissen, an wen man sich wenden kann, sind beispielsweise:
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- Bundesagentur für Arbeit
- Berufsberatung
- Ausbildungsberatung dder zuständigen IHK / HWK
- Beratungslehrkräfte oder Sozialpädagogen/innen an der Berufsschule
- Ehrenamtliche Helfer der Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen)
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Charakterliche Förderung von Azubis – das Fazit
Im heutigen Blogbeitrag haben wir Dir gezeigt, dass es zu den Pflichten des Ausbildungsbetriebs, bzw. des Ausbilders zählt, die charakterliche Förderung von Azubis voranzutreiben. Wir haben Dir außerdem erklärt, warum diese Förderung so wichtig ist, wie sie gelingen kann, worauf es ankommt, und wer ggf. Hilfestellungen anbietet.
Letztlich ist es aber unabdingbar, dass der Ausbilder auch selbst stetig an sich arbeitet, sich fortbildet, die eigenen Führungsqualitäten ausprägt und seine Persönlichkeit entwickelt. Das trifft auf Dich zu? Dann empfehlen wir Dir, regelmäßig auf Ausbilderschein24 reinzuschauen. Hier findest Du neben unserem innovativen Vorbereitungskurs, der Dich zeitsparend auf die Prüfungen zum Ausbilderschein vorbereitet, schließlich auch stete Impulse in Form von Blogartikeln, Webinaren oder Kursen zur Arbeit an Dir selbst! Wir freuen uns auf Dich!