Dass es unterschiedliche Führungsstile in der Ausbildung gibt, dürfte bekannt sein.
Ebenso, dass sie sich mitunter massiv unterscheiden. Denn Führungsstile in der Ausbildung sind so verschieden wie Ausbilder. Was zum einen passt und folglich hervorragend als Führungsstil funktioniert, das muss noch lange nicht automatisch auch für alle anderen passen.
Unbestritten dürfte aber eines sein. Wer in einer Führungsposition ist – und das sind Ausbilder zweifelsohne –, der braucht einen gewissen Führungsstil. Umso wichtiger, dass man in groben Zügen über die unterschiedlichen Stile Bescheid weiß. Damit man denjenigen ausfindig machen kann, der am besten zu einem passt. Oder noch besser: den besten Mix aus verschiedenen Herangehensweisen.
Nachdem ich in meinem Blog dabei kürzlich erst moderne Ansätze wie „Management-by-Techniken“ oder „Design Thinking“ besprochen habe, möchte ich heute ein paar Schritte zurück gehen. Und zwar ganz auf Anfang. Zu den drei ganz klassischen Führungsstilen. So wie einst vom Psychologen Kurt Lewin Anfang des 20. Jahrhunderts gelehrt. Dabei möchte ich die drei klassischen Führungsstile in der Ausbildung kurz besprechen und Ihnen die jeweiligen Vor- und Nachteile nennen.
Führungsstile in der Ausbildung – das sind die 3 Klassiker
Kurt Lewin (1890 – 1947) gilt als Pionier, was die Auseinanersetzung mit Führungsstilen anbelangt. Folgerichtig gehen die drei klassischen Führungsstile in der Ausbildung auch auf den Ostpreußen zurück. Die Modelle lauten dabei:
- (1) Autoritärer, bzw. hierarchischer Führungsstil
- (2) Demokratischer, bzw. kooperativer Führungsstil
- (3) „Laissez-faire“-Führungsstil
Schauen wir nun auf die Charakterisierung dieser Führungsstile in der Ausbildung sowie auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.
1. Autoritärer, bzw. hierarchischer Führungsstil
Die Kennzeichen dieses Stils lassen sich bereits in den beiden Namen finden. Der Ausbilder steht in der Hierarchie ganz oben. Und aus dieser (Macht-)Position heraus erteilt er Arbeitsanweisungen, delegiert Aufgaben an die Azubis weiter oder verlangt die Durchführung bestimmter Arbeiten. Dies geschieht nicht ohne eine gewisse Strenge. Widerworte sind ebenso unerwünscht wie eigenständiges Denken der Azubis, die in die Hintergründe der Arbeiten nur selten eingeweiht werden.
Die Vorteile:
In Zeiten, in denen buchstäblich „die Hütte brennt“, lassen sich mit diesem Führungsstil schnelle Ergebnisse erzielen. Die Azubis erhalten klare Anweisungen und haben diese operativ umzusetzen. Die Entscheidungsgewalt ist ebenso klar verteilt wie die Verantwortung. Das sorgt für Klarheit, spart Zeit und lässt dem Ausbilder die volle Kontrolle.
Die Nachteile:
Mitarbeiter sind in der Regel nur sehr kurzfristig dazu bereit, ohne Einblicke und ohne Mitspracherecht wie eine Arbeiterbiene blind umzusetzen. Der Mangel an Selbstständigkeit und Entfaltungsmöglichkeit führt langfristig immer zu einem Leistungsabfall. Die Mitarbeiter verfallen in „Dienst nach Vorschrift“ oder suchen sich einen anderen Job. Problematisch außerdem: sollte der Ausbilder eine drastische Fehlentscheidung treffen, fehlt wegen des fehlenden Mitspracherechts der Azubis die Möglichkeit, diese korrigiert zu bekommen.
2. Demokratischer, bzw. kooperativer Führungsstil
Wie in einer Demokratie, wo die Gesamtheit entscheidet, wird hier auf ein Miteinander gesetzt. Kooperation lautet das Zauberwort. Der Ausbilder bezieht die Mitarbeiter voll und ganz ein. Man begegnet sich auf gleicher Ebene.
Die Vorteile:
Mitarbeiter, die sich einbringen wollen oder besondere Fähigkeiten mitbringen (bspw. ein hohes Maß an Kreativität oder Eigenverantwortung), können das hier ausleben. Das steigert logischerweise deren Motivation ungemein (vgl. mein Blogbeitrag zur Motivierung von Azubis). Auch verteilt sich die Entscheidung hier auf mehrere Schultern. Der Ausbilder wird ein Stück weit entlastet. Im Fall von Fehlern muss kein Sündenbock gesucht werden. Man hilft sich hier stattdessen.
Die Nachteile:
Das gute alte Sprichwort: „Viele Köche verderben den Brei.“. Wo im hierarchischen System eine Lösung für das Problem ausgegeben wird, die es nun umzusetzen gilt, da muss sich hier erst einmal jeder ein Bild von dem Problem machen. Und das kostet Zeit. Mitunter extrem wertvolle Zeit, in der mit autoritärerem Führungsstil das Problem womöglich schon längst gelöst wäre. Die Azubis sind hier außerdem von Anfang an in die Geschäftsprozesse integriert. Das unterstellt, dass sie das nötige Verantwortungsbewusstsein dafür mitbringen. Und das kann nun einmal nicht immer von jungen Menschen, die in der Regel noch vor dem 20. Lebensjahr ihre Ausbildung starten, erwartet werden.
3. „Laissez-faire“-Führungsstil
Der dritte klassische Führungsstil, der auf Kurt Lewin zurückgeht, ist der „Laissez-faire“-Stil. Von dem französischen Begriff abgeleitet, der auf Deutsch so viel wie „gewähren lassen“ bedeutet. Und mit diesem Wissen wird auch der Hintergrund sofort klar. Der Ausbilder lässt hier die Zügel nahezu vollständig schleifen. Das heißt bildlich, dass er weder mit dem erhobenen Zeigefinger (also mit Stil 1) noch mit der helfenden Hand (Stil 2) führt. Stattdessen werden den Azubis viele Freiheiten gelassen.
Die Vorteile:
Und eben jene Freiheiten werden von Menschen, die damit umgehen können, als enormer Vorteil betrachtet. Denn auch hier wird eigenständiges und eigenverantwortliches Arbeiten gefördert. Anstatt Abziehbilder von Arbeiterbienen hat man hier echte Individuen. Besonders effizient ist dieser Führungsstil daher auch bei kreativen Ausbildungsberufen. Beispielsweise im Grafikdesign oder in der Medienproduktion.
Die Nachteile:
Azubis, die mit diesen schier grenzenlosen Freiheiten eben nicht umgehen können, fallen hier vollkommen durchs Raster. Während die eine Hälfte die gesamte Arbeit macht, liegt die andere Hälfte auf der faulen Haut. Das fördert – auch wegen des „Laufenlassens“ seitens des Ausbilders – Grüppchenbildung. Und das vergiftet die Arbeitsatmosphäre. Das wiederum ist ein Kreativitätskiller. Last, but not least, können hier außerdem ganz leicht Streitigkeiten über Kompetenzen oder entstehen.
Führungsstile in der Ausbildung – welcher ist nun der Richtige?
Kurz und knapp: Um ihn in jeder Situation stringent durchzuziehen – sicherlich keiner. Auch, wenn ich der Meinung bin, dass der partnerschaftliche Stil die meisten positiven Eigenschaften aufweist. Trotzdem dürften die angesprochenen Nachteile dazu führen, dass man von Zeit zu Zeit andere Führungsstile annehmen muss.
Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Wer nur mit der Faust regiert, der lässt die Motivation und Arbeitsbereitschaft in den Keller sacken. Wer kooperativ vorgeht, läuft Gefahr, dass Probleme totdiskutiert anstatt gelöst werden. Und wer das alles so laufen lässt, der ist letztlich drauf angewiesen, dass die Zusammensetzung des Teams stark genug ist, um etwaige Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Es ist also wichtig, dass situativ entschieden wird. Jeder der drei ganz klassischen Führungsstile in der Ausbildung hat gewiss irgendwo seine Existenzberechtigung. Umso wichtiger, dass Sie wissen, welcher Stil welche Vor- und Nachteile nach sich zieht, um stets in den richtigen Situationen nachjustieren zu können.
Fazit
Im heutigen Blogbeitrag habe ich Ihnen die drei klassischen Führungsstile in der Ausbildung nach Kurt Lewin gezeigt. Vergessen Sie dabei nicht, dass diese Modelle mehr als 100 Jahre alt sind. Umso bemerkenswerter finde ich es, dass sie von ihrer Aktualität nicht wirklich viel eingebüßt haben. Antiquiert ist es zwar sicherlich, streng nach einem Schema zu führen. Wer jedoch modernste Ansätze (vgl. zum Beispiel „Design thinking“ oder „Management-by-Techniken“) gewinnbringend nutzen möchte, der sollte von diesen klassischen System zumindest mal gehört haben. Um zu wissen, wo die Reise hingeht, sollte man jedenfalls mal geschaut haben, wo man überhaupt herkommt.
Welchen Führungsstil halten Sie für am geeignetsten als Basis? In welchen Situationen verfallen Sie für gewöhnlich in Führungsstile, die weniger passen? Und vor allem warum?
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