Management-by-Techniken sind aktuell der neuste Schrei.
Wer sich mit verschiedenen Führungsstilen beschäftigt, der wird jedenfalls nur schwer an diesen Grundsätzen vorbeikommen, die zurzeit in aller Munde sind. So gehören die gängigsten Management-by-Techniken heutzutage zu den Grundinhalten eines jeden BWL Studiums.
Dabei sollte aber nicht nur der Topmanager davon gehört haben. Denn wie so oft, lassen sich solche theoretischen Ansätze zur Mitarbeiterführung auch auf die Ausbildung übertragen. Schließlich muss ein guter Ausbilder seine Azubis gleichermaßen fördern wie fordern.
Und in meinem heutigen Blogartikel möchte ich Ihnen zeigen, was ein Ausbilder sich von Management-by-Techniken abschauen kann. Hierzu kläre ich im ersten Schritt kurz die Frage, was sich dahinter ganz konkret eigentlich verbirgt. Im zweiten Schritt möchte ich Ihnen dann drei Management-by-Techniken näherbringen, ehe wir konkret werden. Aber der Reihe nach.
Was sind Management-by-Techniken überhaupt?
Wie so mancher Trend, sind die sogenannten Management-by-Techniken in den USA entwickelt worden. Dabei hat das Wort „Management“ hier weniger mit dem höchsten Management eines Unternehmens zu tun, sondern steht vielmehr für „Führung“. Mit dem Zusatz „by“ ergibt sich hier also die wörtliche Übersetzung „Führung durch…“.
Management-by-Techniken sind also nichts anderes als verschiedene Modelle, wie, bzw. durch was, ein Mitarbeiter mit Führungsverantwortung seine ihm unterstellten Mitarbeiter anleiten kann. Dabei lassen sich alle Management-by-Techniken, die gerade deshalb so beliebt sein dürften, weil sie sehr einfach erklärt werden können und leicht verständlich sind, situativ anpassen. Ein weiterer Bonus, weshalb sie – in den verschiedensten Abwandlungen – wohl bereits jetzt in den meisten Unternehmen eingesetzt werden. Nur eben, ohne dass sie vielerorts auch konkret als Management-by-Technik bezeichnet werden.
Dabei reicht die Bandbreite von einer Technik wie „Management-by-Motivation“ bis hin zu abstrakteren Techniken wie „Management-by-System“. Ist der erste Punkt der motivierenden Mitarbeiterführung gewiss noch schnell und leicht zu erfassen, so ist die Führung durch (ein) System schon etwas schwieriger. Bei dieser Technik sollen Mitarbeiter nämlich ganz vereinfacht ausgedrückt durch Informationssysteme von zentralen Computern gesteuert werden.
Obschon auch hier zweifelsfrei viel mehr dahinter steckt, so wird doch jetzt schon klar, dass aus einem „Management-by-System“ für die tägliche Arbeit des Ausbilders nicht wirklich etwas zu lernen ist. Lassen Sie mich Ihnen deshalb nun drei Management-by-Techniken vorstellen, von denen sich ein Ausbilder wirklich etwas abschauen kann.
Technik #1: Management by Objectives
Sie kennen das bestimmt noch aus Mathematik-Klausuren. Wer bei komplexen Aufgaben nur das Ergebnis aufgeschrieben hat, dem haben am Ende gewiss viele Punkte gefehlt. So ist das eigentlich interessante ja der Weg, bzw. Rechenweg. Und die erste Technik namens „Management by Objectives“, also Führung durch Ziele, bzw. Zielsetzung, knüpft hier sehr stark an.
Denn hier sieht es so aus, dass ein Vorgesetzter eine klare Zielvereinbarung ausgibt, die es zu erfüllen gilt. Das „wie“ tritt dabei in den Hintergrund, sofern keine Grenzen überschritten oder klaren Regeln gebrochen werden.
Es ist fast so, als stünde bei der Mathe-Klausur die Lösung schon dabei und der Schüler müsse nun einen Weg finden, wie man zu exakt dieser Lösung kommt. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass es in der Situation im Betrieb in der Regel viele Wege gibt, die ans Ziel führen. Während in der präzisen Mathematik oft nur ein Lösungsweg funktioniert.
Was der Ausbilder sich hiervon abschauen kann, dürfte auf der Hand liegen. Azubis werden dazu gebracht, nicht etwa nach Schema F wie ein Roboter Dienst nach Vorschrift zu machen. Vielmehr sind sie gefragt, selbst ihren Kopf anzustrengen. Und das wird bei dieser Führungstechnik letztlich auch aufzeigen, welche Talente sie haben. So wird nämlich gewiss auch so mancher Ausbilder schwer überrascht sein, wie kreativ manche Lösungswege für das Erreichen eines Ziels sein können. Und davon profitiert der Ausbilder wiederum selbst.
Achten Sie aber bei dieser Management-by-Technik auf einen Fallstrick. Oft gehen mit dem „Management by Objectives“ neben der Zielvorgabe auch konkrete Deadlines einher. Genau das ist aber nicht im Sinne des Erfinders. Das wäre strenggenommen eine andere Management-by-Technik, nämlich das „Management by Time“, von dem in Ausbildungssituationen abzuraten ist.
Technik #2: Management by Delegation
Auch hier verrät der Name, um was es geht. Nämlich um das Delegieren. Darum, etwas abzugeben. Für gewöhnlich hat die Führungsperson, bzw. das „Management“ die Verantwortung. Und bei dieser Management-by-Technik wird eben jene Handlungsverantwortung auf einen oder mehrere Mitarbeiter übertragen.
Wichtig sind hierbei zwei Punkte. Erstens müssen immer die Kompetenzen der Mitarbeiter berücksichtigt werden, an die delegiert wird. Und zweitens muss klar sein, dass die Delegation temporärer Natur ist. Es wird also lediglich vorübergehend eine Anweisung und Zielsetzung gepaart mit der damit einhergehenden Verantwortung übergeben.
Nun eignen sich natürlich in den meisten Betrieben nur vergleichsweise kleine Felder dazu, sie komplett in die Hand eines Azubis zu legen. Falls Sie jedoch etwas haben, was passt, sollten Sie diese Management-Technik unbedingt ausprobieren. Damit lassen sich nämlich nicht nur die Potenziale des Azubis antesten, sondern der Azubi bekommt außerdem einen Perspektivwechsel geboten. Wer erfährt am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, für gewisse Aspekte im Betrieb die Verantwortung zu tragen.
Und das wird ihn später auch dafür sensibilisieren, wenn bei anderen Projekten Anweisungen von ihm umgesetzt werden müssen, die er im ersten Moment nicht versteht, da er die Zusammenhänge nicht durchblicken kann. Entlastend ist diese Technik außerdem, weil beide Seiten ja wissen, dass es sich eben nur um eine temporäre Übertragung von Verantwortung handelt.
Technik #3: Management by Exception
Da verhält es sich bei der dritten Technik, die ich Ihnen noch zeigen will, schon anders. Beim Management by Exception, also der Führung durch Ausnahme(n), erhält der Mitarbeiter nämlich einen kompletten Rahmen. Innerhalb dessen hat er alles selbstständig und alleine zu entscheiden. Der Vorgesetzte gibt damit die Zügel nahezu gänzlich aus der Hand und wird nur in der „exception“ tätig.
Das heißt ganz konkret, dass der Vorgesetzte die Dinge solange laufen lässt, bis absolute Ausnahmefälle (bspw. starke Probleme oder gar Krisen) auftreten. Nur dann holt er sich im Moment dieser „exception“ die Zügel wieder zurück – ausnahmsweise eben.
Und genau diese Technik halte ich aus vielerlei Hinsicht für die interessanteste in einer Ausbildung, wobei sie nur in Ausnahmefällen vor dem dritten Lehrjahr zum Einsatz kommen sollte. Dort ist sie aber ein probates Mittel, um den Azubi so richtig auf die Probe zu stellen. Denn in einer Art realen Prüfungssituation mit echtem Outcome kann der Azubi entweder brillieren und sich für eine Festanstellung mit entsprechender Verantwortung empfehlen oder er scheitert krachend. Und selbst im letzteren Fall ist der Lerneffekt in der Regel größer als alles, was Sie ihm ansonsten mit auf den Weg geben konnten.
Last, but not least, führt die „Management by Exception“-Technik noch dazu, dass Sie Ihren Azubi bestmöglich motiviert bekommen. In diesem Beitrag (7 Aspekte zur Motivation von Azubis) habe ich Ihnen auf Basis einer Studie gezeigt, worauf es Ihren Azubis wirklich ankommt. Und da sind Aspekte wie die Bezahlung oder die Sicherheit des Jobs zwar nicht völlig egal, aber sie kommen in der Hierarchie erst ganz am Ende. Am wichtigsten ist es den Azubis nämlich, persönliche Lernerfahrungen für den beruflichen Werdegang zu haben.
Will heißen: der Azubi möchte die Chance bekommen, sich zu beweisen. Er will eigenverantwortlich arbeiten dürfen. Und wer will das Potenzial für Aufstiegschancen sehen, wenn er sich in solchen Situationen erfolgreich empfiehlt.
Fazit
Im heutigen Blogbeitrag habe ich Ihnen gezeigt, dass Management-by-Techniken auch in der Ausbildung ihre Relevanz haben. Dabei habe ich Ihnen anhand dreier Techniken ganz konkrete Vorschläge gemacht, wie Sie die Ausbildungssituation damit bereichern und gleichermaßen die Potenziale Ihrer Azubis optimal erkennen und ausschöpfen könnten.
Mehr dazu erfahren Sie übrigens auch in diesen Themen nahen Beiträgen auf meinem Blog:
- Hier verrate ich Ihnen, was es mit der indirekten Steuerung auf sich hat.
- Erfahren Sie in diesem Artikel, warum „Design Thinking“ unser Ausbildungssystem revolutionieren könnte.
- Lesen Sie hier, wieso ein Ausbilder überhaupt Führungsqualitäten entwickeln muss.
- Hier erkläre ich Ihnen, wie das Fördern von jungen Menschen im Allgemeinen funktioniert.
- Und hier liefere ich Ihnen die drei Hauptgründe, wieso Azubis ihre Ausbildung abbrechen. Wer diese Gründe nämlich kennt, kann sie ggf. verhindern.
Was halten Sie von Management-by-Techniken im Allgemeinen oder den drei hier für die Ausbildung empfohlenen Techniken im Besonderen? Ich freue mich, wenn Sie mit mir darüber ins Gespräch kommen. Das lässt sich in Zeiten von sozialen Netzwerken am einfachsten über meine Facebook-Page machen, zu der Sie hier kommen:
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Nicht nur stehe ich dort persönlich für Rückfragen jedweder Art für Sie zur Verfügung, sondern Sie können sich auch innerhalb meiner stetig wachsenden Community über alle Themen rund um Ausbildung und den Ausbilderschein, den man braucht, um überhaupt ausbilden zu können, austauschen.
Ich wünsche Ihnen stets das richtige Händchen bei der Führung Ihrer Azubis!