Das Ausbildungsgehalt ist insbesondere im ersten Lehrjahr nicht übermäßig hoch. Zuschüsse für Azubis sind dementsprechend wichtig. Schließlich sind die wenigsten Azubis mit reichen Eltern gesegnet, die für die Wohnung der Azubis voll aufkommen.
Dabei handelt es sich bei Zuschüssen für Azubis um finanzielle Hilfen. Mit diesen soll eine gewisse Chancengleichheit gewährleistet werden. Wer schließlich in einer weit entfernten Stadt seine Ausbildung antritt, dem reicht nicht selten das Gehalt im ersten Ausbildungsjahr noch nicht einmal, um die Miete vollständig zu decken.
Zuschüsse für Azubis springen hier in die Bresche. Umso wichtiger ist es, dass Auszubildende ihre Möglichkeiten kennen und die Förderungen auch ordnungsgemäß beantragen. Dabei gibt es vier wichtige direkte Zuschüsse für Azubis, um die es in diesem Beitrag zunächst gehen soll.
Anschließend habe ich allerdings auch noch vier indirekte Zuschüsse für Sie vorbereitet, die zeigen, wie ein Azubi auch über Umwege Geld sparen und Vergünstigungen erhalten kann, bzw. den eigenen Lebensstandard etwas erhöht. Last, but not least, gibt es dann auch noch zwei Notlösungen. Falls entgegen Gehalt und Zuschüssen dann doch einmal alle Stricke reißen.
Vier direkte Zuschüsse für Azubis – diese Förderungen gibt es
Schauen wir uns zunächst die vier direkten Zuschüsse an. Dies sind:
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)
- BAföG
- Kindergeld
- Wohngeld
Direkte Zuschüsse für Azubis: 1. Die Berufsausbildungsbeihilfe
Grundsätzlich gibt es drei wichtige Voraussetzungen, um von der Berufsausbildungsbeihilfe (kurz: BAB) zu profitieren.
Erstens: Der Azubi kann nicht länger bei den Eltern wohnen, weil die Distanz zwischen Wohn- und Ausbildungsort zu groß ist. In diesen Fällen gilt Pendeln als unzumutbar.
Zweitens: Der Azubi hat keine Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt anderweitig zu bestreiten. Wichtig ist, dass zur Berechnung neben der Ausbildungsvergütung des Azubis auch das Einkommen seiner Eltern herangezogen wird.
Und drittens: Der Azubi absolviert eine staatlich anerkannte duale Ausbildung. Bei schulischen Ausbildungen greift nämlich nur BAföG, worauf wir im nächsten Punkt eingehen.
Ob und mit wie viel BAB ein Azubi rechnen kann, hängt maßgeblich von diesen beiden Faktoren ab. Zum Ausbildungsjahr 2020/21 betrug der mögliche Höchstsatz 723 Euro pro Monat.
Den Anspruch auf BAB zu prüfen, gehört auch zu den Dingen, die Azubis vor Beginn der Ausbildung erledigen sollten. Schließlich gibt es keine rückwirkende Auszahlung bei positivem Bescheid. Die erstmalige Ausschüttung erfolgt im Monat der Antragsstellung.
6 Fragen zur Berufsausbildungsbeihilfe beantworte ich übrigens in diesem verlinkten Blogbeitrag.
2. BAföG in der Ausbildung
Wie bereits beim BAB beschrieben, ist BAföG in der Ausbildung nur dann möglich, wenn es sich um eine schulische Ausbildung handelt. Der Azubi muss außerdem jünger als 30 Jahre sein.
Ein wichtiger Unterschied zur Berufsausbildungsbeihilfe ist, dass BAföG auch dann gewährt werden kann, wenn der Azubi noch immer im Elternhaus lebt. Natürlich wirkt sich die Frage, ob eine Miete zu bestreiten ist oder nicht, aber natürlich auf den genauen Auszahlungsbetrag aus, der immer individuell berechnet wird.
Im Ausbildungsjahr 2020/21 lag der BaföG-Höchstsatz bei 861 Euro pro Monat. Azubis, die bei den Eltern leben, konnten bis zu 592 Euro bekommen.
3. Kindergeld in der Ausbildung
Seit dem 1. Januar 2021 beträgt das Kindergeld für das erste und zweite Kind monatlich 219 Euro. Dieser Betrag wird an die Eltern ausgezahlt, bis der Nachwuchs das 25. Lebensjahr erreicht. Diese Auszahlung stoppt erst, wenn der Azubi fest ins Berufsleben einsteigt und den ersten Arbeitsvertrag nach der abgeschlossenen Ausbildung unterschreibt.
Mit dem Kindergeld sollen Eltern ihren Nachwuchs dabei finanziell in der Ausbildung unterstützen. Wohnt der Azubi noch zuhause, erfolgt das mehr oder minder passiv durch die Unterkunft und das Essen auf dem Tisch. Lebt der Azubi aber in den eigenen vier Wänden, ist dieser Unterstützung mit finanziellen Mitteln zu erbringen.
Tatsächlich ist es rechtlich möglich, dass Azubis das Kindergeld von ihren Eltern einfordern, bzw. alternativ einen entsprechenden Antrag darauf stellen, dass das Kindergeld direkt auf das Azubi-Konto überwiesen wird.
4. Wohngeld in der Ausbildung
Gleich vorab: Anspruch auf Wohngeld haben ausschließlich Azubis, die keinen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe haben. Natürlich müssen sie allerdings in den eigenen vier Wänden leben, denn das Wohngeld dient der Begleichung der monatlichen Miete.
Infrage kommt es dementsprechend primär für Azubis in schulischen Ausbildungen. Zur Beantragung von Wohngeld bedarf es übrigens eines negativen Bescheids für die Berufsausbildungsbeihilfe.
Vier indirekte Zuschüsse für Azubis – diese Alternativen gibt es
Selbst Azubis, die von einem oder mehreren der eben genannten direkten Zuschüsse für Azubis profitieren, haben es nicht immer leicht, über die Runden zu kommen. Gerade in der Stadt ist das Leben schließlich bekanntermaßen teuer.
Umso wichtiger ist es, dass Sie auch die vier wichtigsten indirekten Zuschüsse kennen. Diese können entweder als Alternativen herhalten, wenn die direkten Zuschüsse nicht in Anspruch genommen werden können. Sie können alternativ aber auch die direkten Zuschüsse für Azubis ergänzen.
Die vier Möglichkeiten, auf die ich aufmerksam machen möchte, lauten:
- Nebenjob annehmen
- Bewerbungskosten zurückerstatten
- Schülerausweis beantragen und nutzen
- Von betrieblichen Zuschüssen mitprofitieren
Indirekte Zuschüsse für Azubis: 1. Der Nebenjob in der Ausbildung
In der Bar um die Ecke am Wochenende kellnern. Im Call-Center arbeiten. Zeitungen verteilen. Nachhilfe geben. Die Filme im Kino einlegen. Babysitten. Regale einräumen. Die Liste möglicher Nebenjobs für junge Menschen in der Ausbildung ist ausgesprochen lang.
Wer neben der fordernden betrieblichen Ausbildung noch ausreichend Kapazitäten hat – beispielsweise an den Wochenenden –, der kann sich auf diese Weise den einen oder anderen Euro dazuverdienen.
Insbesondere Azubis unter 18 Jahren müssen dabei aber höllisch aufpassen, nicht mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz in Konflikt zu geraten. Dieses setzt schließlich gewisse Obergrenzen an Werktagen und Arbeitsstunden, an denen maximal pro Woche gearbeitet werden darf.
Ebenfalls wichtig: Der Arbeitgeber kann jederzeit eine Informationspflicht einfordern. Der Azubi muss dann Auskunft über etwaige Nebenjobs erteilen. Sorgen diese dann dafür, dass die Ausbildung unter diesem Nebenjob leidet, kann der Ausbildungsbetrieb ein generelles Veto einlegen. Weil es aber ein etwas komplexeres Thema ist, habe ich mich in einem separaten Blogartikel ausführlicher damit befasst: Nebenjob in der Ausbildung? Das müssen Azubis und Ausbilder dazu wissen!
2. Bewerbungskosten zurückerstatten
Ein kleiner Trick, der ebenfalls mehr Geld in die Azubi-Kasse spülen kann, als Sie im ersten Moment vielleicht vermuten, ist die Zurückerstattung der Bewerbungskosten. Wichtig ist hier allerdings, dass der Azubi den Antrag darauf im Vorfeld stellt – und zwar bei der Agentur für Arbeit.
Neben den üblichen Ausgaben für Zeugniskopien, Briefumschläge, Papier für die Anschreiben, professionellen Bewerbungsfotos und natürlich auch dem Porto zählen außerdem die Fahrtkosten zu den Bewerbungskosten. Wer also mehrere hundert Kilometer entfernt ein Bewerbungsgespräch hat, der kann sich die Kosten für An- und Abreise erstatten lassen. Schnell kommt hier eine hübsche Summe zusammen.
3. Schülerausweis beantragen und nutzen
Auch Azubis gehen üblicherweise zur Schule, nämlich zur Berufsschule. Dort erhalten Sie normalerweise ohne eigenes Zutun den Azubi Schülerausweis. Falls Sie ihn nicht automatisch erhalten, können Sie ihn dort beantragen.
Was gerne mal belächelt wird, bietet dabei zahlreiche hochattraktive Optionen, um monatliche Kosten zu sparen. Vom kostenlosen Girokonto über günstigere Bus- und Bahn-Tickets bis hin zu Verbilligungen beim Handytarif, im Fitnessstudio oder auch im Freizeitpark sind etliche Kostensenkungen mit dem Schülerausweis möglich.
Selbst Streaming-Dienstleister wie Amazon Prime oder Spotify bieten niedrigere monatliche Raten für Azubis an, wenn diese ihren Azubi Schülerausweis vorzeigen / einreichen.
4. Von betrieblichen Zuschüssen mitprofitieren
Last, but not least, profitieren auch Unternehmen erheblich und in vielerlei Form davon, Ausbildungsbetrieb zu sein. Im Zuge der Corona-Krise gibt es beispielsweise hochattraktive Prämien und Zuschüsse, wenn Azubis aus insolventen Betrieben übernommen werden. Auch werden Zuschüsse zur Vermeidung von Kurzarbeit in der Ausbildung ausgeschüttet.
Indirekt profitiert davon auch der Azubi, dessen Arbeitsplatz entsprechend sicher bleibt und der möglicherweise auch entsprechende Chancen auf eine Übernahme nach der Ausbildung hat. Einen Überblick über Unterstützungen für Kleinstbetriebe finden Sie in diesem Blogbeitrag.
Fazit
In meinem heutigen Blogbeitrag habe ich mich mit direkten und indirekten Zuschüssen für Azubis befasst. Auch junge Menschen sind aber nicht davor gefeilt, mitunter aufgrund von Unglücken in gewisse missliche Situationen zu geraten. Wer beispielsweise aufs Auto angewiesen ist, um die abgelegene Ausbildungsstätte zu erreichen, der steht vor einem kleinen Scherbenhaufen, wenn das Auto kaputt geht.
Aus diesem Grund haben Azubis in Notlagen die Möglichkeit, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Bildungskredit zu beantragen. Dieses Geld muss zwar zurückgezahlt werden. Zumindest aber der Abschluss der Ausbildung lässt sich damit erreichen.
Alternativ gibt es gemäß §27 SGB II außerdem ein sogenanntes Notfalldarlehen, das beispielsweise dann greifen kann, wenn BAB oder BAföG nicht rechtzeitig beantragt wurden und die ersten Ausschüttungen dieser monatlichen Hilfen auf sich warten lassen. Allerdings müssen Sie auch dieses Notfalldarlehen nach Ende der Ausbildung zurückzahlen.
Kannten Sie all diese Möglichkeiten, die Azubis in puncto Zuschüssen zur Verfügung stehen? Haben Sie manche dieser Fördergelder selbst wahrgenommen? Wenn ja, gab es irgendwo Probleme? Wenn nein, haben Sie vielleicht noch einen brandheißen Tipp, den ich nicht besprochen habe?
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